„Auf
einem Bein kann man nicht stehen“, aber auf einer Schiene
fahren, das geht!
Die
fertige Bahn auf You
Tube
Zu jeder Bahn gehört eine Geschichte
Explosion: Maschine rastet aus –
unglaublich
heinino Nordhorn. Im Jahr 1914 kam der geniale Erfinder Robb
William Muir aus England auf die Idee eine Draisine mit einer Lore zu
verbinden und dieses Vehikel mit einem Dieselmotor anzutreiben.
Dazu
sollten die Schienen von zwei starken Männern ohne technische Hilfsmittel
leicht zu verlegen sein. Nach dem Gebrauch müssen die Schienen ebenso
leicht abzubauen, wie an anderer Stelle wieder aufzubauen sein.
Das
geht nur, wenn alles auf einer (!) Schiene läuft, dachte
er sich. Dazu entwickelte Robb William Muir ein Schienensystem, bei dem
jede Schiene mit einer Länge von 2-4 Meter am Ende auf einen Doppelbock
steht. Er baute auch einige gebogene Schienen, so dass sich ein
geschlossener Kreis bilden lässt.
Die
Doppelböcke sind etwa einen Meter breit und verhindern so das Umkippen des
ganzen Systems. Die Herausforderung war aber der Bau einer selbstfahrenden
Draisine mit einer Lore auf diesen Schienen. Dazu nutzte der Erfinder die
bereits vorhandene Technik eines Hydraulikmotors, der von einem Dieselmotor
angetrieben wird und die Kraft über Leitungen auf zwei kleine Rollen
überträgt. Die Rollen drehen sich auf der runden Oberseite der Schiene und
setzen so das Ganze in Bewegung. Dieses Prinzip wurde später von Solex
verwendet, da treibt eine kleine Rolle das Vorderrad eines Fahrrades an.
Robb
William Muir hatte sein ganzes Vermögen in diese Idee investiert und musste
schließlich Konkurs anmelden. Er heiratete dann eine reiche Frau und
brauchte sei ganzes Leben nicht mehr arbeiten. Aus der Konkursmasse kaufte
im Jahr 1924 ein reicher Bauunternehmer aus Osnabrück die kaum genutzte
Anlage, nachdem sie lange im Garten des Gerichtsvollziehers gestanden
hatte. Die Kinder des Gerichtsvollziehers und alle Kinder aus dem ganzen
Viertel waren fast 10 Jahre zur Belustigung damit im Kreis gefahren. Der
Osnabrücker Bauunternehmer nutzte die Anlage, um schwere Lasten von A nach
B zu transportieren, damit seine Arbeiter nicht mehr so schwer tragen
müssen.
Da
die Draisine sich sehr langsam bewegte kam ein schlauer Arbeiter auf die
Idee, den mechanischen Drehzahlbegrenzer am Dieselmotor zu manipulieren um
somit die Geschwindigkeit zu erhöhen. Beim nächsten Start funktionierte der
Drehzahlbegrenzer überhaupt nicht mehr und der Motor drehte sich immer
schneller. Glücklicherweise war der Gang nicht eingeschaltet, so dass die
Draisine nicht davonrasen konnte. Der Motor wurde immer lauter und fing an
zu heulen. Die Arbeiter bekamen Angst und versteckten sich hinter einer
dicken Mauer. Nach kurzer Zeit wurde der Motor so heiß, dass er mit einem
lauten Knall explodierte. Obwohl der Krieg schon lange vorbei war, wurde
durch diesen Knall automatisch Fliegeralarm ausgelöst und in ganz Osnabrück
heulten die Sirenen.
Erst
nach einer Stunde kam Entwarnung und die Sirenen heulten erneut mit einer
Entwarnung. Der Motor wurde schnell ersetzt, die Draisine mit Lore hatte
nichts abgekriegt und konnte noch viele Jahre einen guten Dienst leisten.
Bis dann im Jahr 1964 ein großes Unglück passierte. Die ganze Anlage mit
allen Schienen stürzte in eine 10 Meter tiefe Baugrube. An der Draisine und
der Lore entstanden ein großer Schaden, die Schienen und Stützen wurden zum
Teil stark verbogen.
Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Da ohnehin moderne Baukräne und Förderbänder den Transport von Baustoffen
übernommen hatten, wurde nichts repariert und das Ganze im Teutoburger Wald
entsorgt. Da lag nun 50 Jahre ein jämmerlicher Schrotthaufen, bis der
Nordhorner Sammler und Oldtimerfreund Heinrich Lübbers bei einem seiner
ausgedehnten Radtouren im Teutoburger Wald diesen Eisenhaufen entdeckte und
schnell erkannte, was für ein seltenes und wertvolles Teil er dort gefunden
hat. Es ist ein Unikat von höchster Bedeutung bei der Betrachtung der
industriellen Entwicklung in Europa.
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